Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die axiale Satzart wieder an Bedeutung gewinnt –insbesondere im Magazin-Design? Dabei dachte ich, die eher konservativ anmutende Satzart wäre seit den 70er-Jahren längst ausgestorben (in meiner Zeit als Schriftsetzer habe ich die Satzart oft angewendet, vor 30 Jahren erfreute sie sich großer Beliebtheit). Bis vor kurzem schien der axiale Satz der Gestaltung von Vereinsurkunden, Inhaltsverzeichnissen von Büchern oder dem Gedichtsatz vorbehalten. Aber nein, er ist wieder auf dem Vormarsch, wie das obige schöne Beispiel aus Reihe 5, dem Magazin des Staatstheaters Stuttgart, zeigt!
Dabei hat die Satzart auch durchaus ihre Berechtigung; bringt sie doch Aufmerksamkeit und Abwechslung ins Design. Aber Vorsicht: Bei der Anwendung des Axialsatzes sollten zugunsten der Lesbarkeit und eines ausgewogenen Satzbildes einige typografische Regeln beachtet werden.
Beispiele für axialen Zeilenfall
Gelungener Axialsatz in der Magazingestaltung für eine Tablet-App; Weingut Laquai
Definition Axialsatz
Die korrekte typografische Bezeichnung ist Axialsatz oder axialer Satz. Er wird aber auch als zentrierter, symmetrischer oder Mittelachsensatz bezeichnet. Die Textzeilen werden durch eine gedachte Mittellinie im Satz- oder Layoutprogramm zentriert angewendet; wobei der Text natürlich zur linken und zu rechten Seite hin gleich lang ist.
Wo der axiale Satz angewendet wird
Um Abwechslung oder mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen, wird der Axialsatz in der Regel bei Überschriften im Magazin-Design oder bei Headlines in Werbeanzeigen verwendet. Auch im Gedichtsatz findet der Axialsatz häufig Anwendung. In beiden Fällen unterliegt er dabei jedoch einem gewissen Leserhythmus. Für größere Textmengen ist der Axialsatz weniger geeignet, weil seine zentrierte Stellung einen ungestörten Lesefluss erschwert.
Typografische Regeln beim Axialsatz
Um beim Axialsatz einen schnellen und ungehinderten Lesefluss zu gewährleisten, sollten Sie die Satzstellung immer händisch korrigieren. Hier ein Beispiel, wie der Text in InDesign für eine Magazinseite automatisch erstellt und dann händisch bearbeitet wurde:
Praxis-Tipps: Wenn Sie mit der axialen Satzart arbeiten …
- Da der axiale Satz im Vergleich zu Flatter- oder Blocksatz schwerer lesbar ist, sollten Sie ihn in der Regel nur bei großen Schriftgrößen wie Überschriften und kurzen Einleitungstexten anwenden.
- Achten Sie bei der manuellen Nacharbeitung zunächst auf lesefreundliche Sinntrennungen des Textes. Tipp: Trennen Sie nach Satzzeichen wie Punkt, Komma, Gedankenstrich.
- Danach sollten Sie den Zeilenfall bestmöglich korrigieren nach dem Prinzip: Mittellang – Kurz – Lang (siehe Bild-Beispiel oben), um Abwechslung zu erzeugen. Vermeiden Sie unbedingt eigenständige Satzformen wie „Bierfässer“ und „Weingläser“.
- Achten Sie auf den richtigen Zeilenabstand. Je kleiner die Schrift und je größer die Satzbreite umso größer der Zeilenabstand. Dadurch gewährleisten Sie den Anschluss vom Satzende zur nächsten Zeile.
Ausführliche Übungen zu den Besonderheiten der Satzarten – insbesondere dem lückenlosen Blocksatz und dem Aufbau des anaxialen Zeilenfalls – zeige ich in meinen Workshops Profi werden in Typografie und Layouttechnik mit Adobe InDesign und Detail-Typografie und Layout im Kommunikationsdesign zur Vertiefung.
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