TypeSCHOOL in Riga

„And the winner is … Riga!“ Das war der Titel meiner Lehrveranstaltung zu Typografie und Corporate Design an der Fachhochschule Düsseldorf, an der ich Lehrbeauftragter bin. Zusammen mit meinen Studierenden bin ich in die Kulturhauptstadt 2014 gereist, um Themen für ein Tablet-Magazin zu recherchieren. Eine Recherche-Reise mit tollen Ergebnissen!

Bereits 1991, ein Jahr nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit von Lettland als ehemalige Republik der Sowjetunion, kam ich auf einer recht abenteuerlichen Reise nach Riga; mit Rucksack und einem Gemeinschaftsvisum für die Baltischen Staaten, aber ohne Kommunikationsmöglichkeit in den Westen. Von der Stadt war ich sofort begeistert, denn ich ahnte bereits damals, dass die ehemalige Hansestadt, die bereits 1201 von Bremer Kaufleuten gegründet wurde, schon bald wieder eine wichtige wirtschaftliche Rolle als Tor zum Osten übernehmen könnte. Dass ich die Ostseemetropole dann 23 Jahre später mit meinen Studierenden für ein Magazin-Projekt zu Typografie wiedersehen würde, das konnte ich mir damals aber nicht vorstellen. So kam es dazu:

Die Idee einer Lehrveranstaltung zu Typografie

Ich bin immer auf der Suche nach neuen und spannenden Themen, anhand derer meine Studierenden Typografie im Corporate Design praktisch anwenden können. Einerseits, um den manchmal tristen Themen des Studienalltags zu entfliehen; andererseits, um Praxisthemen zu erlernen, die den Einstieg in das spätere Berufsleben ein wenig erleichtern.

So wurde ich abends über ein Radio-Feature auf die bevorstehende Ernennung Rigas zur Kulturhauptstadt 2014 aufmerksam und erinnerte mich an die Vorsehung von 1991. Da wusste ich: nicht Berlin sollte die Auserwählte sein, auch nicht London oder Paris, sondern Riga. Sie sollte die Stadt sein, die ich mit meinen Studierenden bereisen, begehen und erleben wollte, um ihre mittelalterliche Schönheit gemischt mit dem Charme des Sowjet-Designs als Stadtinfo im Print- oder App-Design zu konzipieren.

Die Idee wurde bestens angenommen und schnell füllte sich mein Seminarraum. Das Seminar sah vor, uns zunächst in Gruppen mit einer umfangreichen Recherche über das Land und die Stadt zu beschäftigen. Danach erstellten wir einen gemeinsamen Redaktionsplan für ein Magazin über Riga, der aber von jedem einzelnen Kursteilnehmer individuell nach Themen und Neigungsfächern (wie zum Beispiel Illustration, Fotografie, Typografie oder Textrecherche) verändert werden konnte.

Umsetzung, Schritt 1: Grundlagen Typografie

Im nächsten Schritt beschäftigten wir uns mit den Grundlagen der Typografie, also dem Anlegen von Formaten und Gestaltungsrastern, der Schriftenauswahl und Schriftenmischung und mit allen Themen der Mikrotypografie in Layout, Schrift und Zeichen sowie mit typografischen Schreibweisen und Auszeichnungen.

Umsetzung, Schritt 2: Redaktionelle Themenrecherche

Bevor es in die gestalterische Umsetzung ging, war ein Besuch vor Ort angesagt. Zahlreiche Kursteilnehmer begaben sich einzeln oder in kleinen Gruppen in die bereits als Kulturhauptstadt ausgerufene Metropole, um ihre eigenen Themenrecherchen durchzuführen. Obwohl Riga zwar genauso pleite, aber nicht ganz so sexy ist wie Berlin, glaube ich dennoch, dass die Begegnungen mit den gesellschaftlichen Extremen und dem neuzeitlichen Umbruch Rigas den Studierenden länger im Gedächtnis bleiben als manch ein Besuch im Mauerpark, Berghain oder meiner geliebten Oderberger Straße am Prenzlauer Berg.

Designer auf Reisen

Umsetzung, Schritt 3: Konzeption und Realisierung eines Magazins – wahlweise als Print oder Digital Publishing

Soziale, kulturelle und urbane Gegebenheiten einer unbekannten Metropole ergründen und in einer visuellen Kommunikation umzusetzen als Print-oder App-Magazin – das war die Aufgabe für 39 Studierende im Fachbereich Kommunikationsdesign, die weit über das Ziel, Typografie umzusetzen, hinausging. Dabei sollte der Aspekt der unterschiedlichen Kommunikationsführung für ein Print- oder Digital-Publishing-Magazin berücksichtigt werden. Dazu bot ich im Verlauf des Semesters gemeinsam mit meiner Kollegin Annika Lyndgrun aus Düsseldorf zusätzlich einen umfangreichen Studien-Workshop zu Professional Tablet Publishing an, der den Studierenden die Möglichkeiten interaktiver Kommunikation für ein Tablet-Design-Magazin vermittelte.

Gegenüberstellung: Print vs. Digital-Publishing

Meine Kollegin Annika Lyndgrun, Kommunikationsdesignerin FH Düsseldorf, beschäftigt sich intensiv mit der Konzeption und Gestaltung neuer interaktiver Kommunikationsmöglichkeiten. Sie leitet dazu Tablet-Publishing-Workshops bei TypeSCHOOL und an der Fachhochschule Düsseldorf. Sie zeigt in der folgenden Gegenüberstellung die wichtigsten Merkmale von Print- und Digital-Publishings:

Print- und Screen-Publishing im Vergleich

Die Ergebnisse der Studierenden

So, jetzt habe ich Sie lange genug auf die Folter gespannt. Im Folgenden finden zwei Ergebnisse aus der Lehrveranstaltung
„And the winner is … Riga!“:

Print-Magazin: Riga: Plan A | Plan B, von Sharyfah Strelow, Lin Niemann (Studierende Kommunikationsdesign, Fachbereich Design)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Digital-Publishing-Magazin: Sveika Riga! von Veronika Rüdt (Studierende Kommunikationsdesign, Fachbereich Design)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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