In der Typografie gibt es eine Menge unterschiedlicher Möglichkeiten, Ziffern und Zahlen darzustellen: Römische und arabische Ziffern, Mediävalziffern und Versalziffern stehen Kommunikationsdesigner zum Beispiel zur Verfügung, um Texte und Zahlen ansprechend zu gestalten. Worin die Unterschiede der Zahlenschreibweisen liegen und welche Darstellung sich für welchen Einsatz eignet, das möchte ich in diesem Blogbeitrag kurz besprechen.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wieso wir römische Schrift schreiben, aber arabische Ziffern verwenden? Nun, das liegt daran, dass die römische Schrift in diesem Sinne gar keine Zahlen kennt. Sie verwendet Buchstaben aus dem Alphabet als Zahlensystem. Deshalb gehören die Buchstaben, die aus dem Alphabet kommen, zur römischen Zahlenschrift. Sie ist seit der Antike bekannt und wird auch als additives Zahlensystem bezeichnet.
Römische Zahlenschrift
Dieses Zahlensystem ist einigen von uns sicher noch aus den Lateinunterricht bekannt. Es wird heute nur noch für Schreibweisen von Geschichtszahlen, Urkunden oder als Aufzählungszeichen zur Nummerierung von Texten verwendet. Es eignet sich jedoch weniger gut, um damit mathematische Rechenoperationen durchzuführen. Deshalb wurde dieses additive Zahlensystem im 11. Jahrhundert durch die arabischen Ziffern abgelöst.
Arabische Ziffern
Die arabischen Zahlen besitzen ein Stellenwertsystem. Es ordnet jeder Ziffer einen Wert zu – in Abhängigkeit von ihrer Position innerhalb der Zahl. Mathematische und naturwissenschaftliche Berechnungen können damit wesentlich einfacher durchgeführt werden. Ursprünglich kommt das arabische Zahlensystem aus Indien. Kaufleute haben es vermutlich im 9. Jahrhundert nach Arabien gebracht. Ab dieser Zeit hat die Schriftdarstellung viele Umformungen erlebt – bis sie die heute bekannte Schreibweise erreicht hat. Über die Mauren gelangten sie im 11. Jahrhundert über Spanien nach Europa.
Mediävalziffern
Sicherlich haben Sie schon mal von den Mediävalziffern gehört oder sie bereits in der Typografie angewendet. Mediävalziffern haben – genau wie die Buchstaben im Alphabet – eine Oberlänge, Mittellänge, Unterlänge und eine Schriftlinie. Deshalb eignen sie sich besonders als Schreibweise in der Lesetypografie, weil Zahlen im Text als eher störend für den Lesefluss empfunden werden. Das Wort „Mediäval“ stammt vom lateinischen medius (mittlere) und aevum (Zeitalter). Gemeinsam mit den arabischen Ziffern sind die Mediävalziffern über Spanien nach Europa gelangt.
Ziffern in der Typografie
Wir verwenden also in der Typografie arabische Ziffern, die wir mit Versalziffern oder Standardziffern und Mediävalziffern bezeichnen. Hier die beiden Typen im direkten Vergleich:
Versalziffern oder Standardziffern:
Proportionale Versalziffern und Mediävalziffern
Die proportionalen Ziffern haben im Vergleich zu den Standardziffern eine unterschiedliche Schriftbreite – vergleichbar mit denen der normalen Buchstaben. Sie eignen sich deshalb besonders als Zahlen im Lesetext, weil sie gemeinsam mit den Wörtern ein harmonisches Schriftbild ergeben:
Versalziffern und Mediävalziffern für Tabellen
Darüber hinaus betrachten wir in der Typografie Versal- und Mediävalziffern für Tabellen gesondert. Im Gegensatz zu den proportionalen Ziffern haben die Tabellenziffern die gleiche Schriftbreite. Sie eignen sich besonders gut für Schreibweisen in Tabellen – also dann, wenn Zahlen geordnet untereinander stehen. Proportionale Versalziffern und Mediävalziffern hingegen eignen sich nicht für Tabellen:
Proportionale Versalziffern und proportionale Mediävalziffern
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Proportionen bei der Schriftbreite (wie die der Buchstaben) verwende ich diese Ziffern gerne als Schreibweise bei Zahlen im Lesetext, beispielsweise für Geschäftsberichte.
Versalziffern für Tabellen und Mediävalziffern für Tabellen
Da die Schriftbreite dieser Zahlen immer gleich breit ist, verwende ich diese Schreibweise immer dann, wenn Zahlen in Tabellen oder sonst wo geordnet untereinander stehen sollen.
So finden Sie die unterschiedlichen Ziffern in Adboe InDesign:
In der Regel verwendet das Programm als Standardzahlenformat die Versalziffern für Tabellen. Sie können dieses Ziffernformat aber ändern in: InDesign -> Menü: Schrift -> Zeichen. Es öffnet sich dann das Bedienfeld Zeichen. Klicken Sie dort oben rechts auf Optionen einblenden und gehen Sie dann auf Open Type. Ganz unten finden Sie die unterschiedlichen Ziffernarten. Beachten Sie, dass Mediävalziffern nicht immer in jeder Schriftart vorhanden sind.
Weitere Informationen zu Schreibweisen in der Typografie
Weitere Informationen zum Thema Ziffern und Schreibweisen von Zahlen in der Typografie finden Sie in meinem Blogbeitrag Abstand halten – Leerräume in der Typografie
Darüber hinaus vertiefen und trainieren wir diese Themen in meinen Workshops Profi werden in Typografie und Layout sowie Vertiefungstypografie mit InDesign.
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