Am vergangenen Samstag ist der berühmte Typograf Adrian Frutiger im Alter von 87 Jahren verstorben. In seiner langen Karriere hatte er unter anderem die „Univers“ und die „Frutiger“ entworfen. Vor allem mit der Frutiger verknüpfe ich schöne Erinnerungen, begleitet sie mich doch bereits seit meiner Ausbildung als Schriftsetzer. Damals hatte ich einen Gesellen als Ausbilder, der großer Fan von der Frutiger war. Statt auf die Helvetica zu setzen (die wirklich jeder hatte), schickte er mich immer los, um die Setzkästen der Frutiger-Schrift zu holen. Ulkig: Mein Ausbilder hatte einen dezenten Sprachfehler, weshalb ich lange Zeit dachte, die korrekte Aussprache der Schrift laute „Fruchtiger“. Heute erzähle ich diese Anekdote gerne den Teilnehmern meines Bleisatz-Workshops – und kann ihnen die Schrift sogar als Bleilettern zeigen.
Frutiger zur Orientierung
Später hatte ich mit der Frutiger viel zu tun, weil wir in meiner Werbeagentur viele Verlagskunden betreuten. In den 90er-Jahren verwendete fast jeder Verlag die Frutiger als Hausschrift – kein Wunder: Sie ist eine sehr elegante und besonders gut lesbare Schrift, die sich von der Helvetica deutlich abhebt. Deshalb ist sie auch sehr beliebt, wenn es darum geht, Orientierungssysteme zu beschriften, zum Beispiel an Flughäfen.
Zeitlose Schriftenfamilie
Als Typograph finde ich sehr bemerkenswert, dass die Frutiger in ihrem Schnitt recht groß wirkt im Vergleich zu anderen Linear-Antiqua-Schriften. Aus diesem Grund kann man sie im Fließtext auch getrost einen Punkt kleiner setzen als beispielsweise eine Univers oder Helvetica. Ich verwende sie nach wie vor sehr gerne – sie ist ein echtes Arbeitspferd, mit der man nichts falsch machen kann.
Ein Typograf aus Leidenschaft
Mit dem Tod von Adrian Frutiger verliert die Welt einen ihrer bewunderten Typografen. Mein aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie, seinen Freunden und Bekannten. Adrian Frutiger wird, das ist gewiss, in seinen Schriften und Werken immer weiterleben.
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